„Ke Sha, Kabar!“ Elektrisiert fahre ich hoch, drehe mich schwungvoll um. Erschrocken über die urplötzlich auftretende Stimme die meinen zanarischen Namen kennt. Dann stehe ich ihm gegenüber. Verschwommen nehme ich die Gestalt war, wische mir die Tränen aus den Augen. Ein schwarzer Anthrowolf und diesmal ist es ein Anthrowolf steht vor mir. Er trägt ein lilafarbenes einfach geschnittenes Gewand. In seiner rechten Pfote hält er ein Pfeife, ruhig zieht er daran und lässt den Rauch langsam aufsteigen. Langsam gehe ich auf ihn zu.

„Ke Sha, Akna Ron.“

Sein Blick ruht immer noch auf mir. „Du bist zurückgekommen.“

„Ja, Akna Ron ich bin zurück,“ nach einer kurzen Pause füge ich hinzu, „für immer.“

Akna Ron, der Geistreisende und Seelenbeschützer vom Clan der Wolven nickt. Er umarmt mich und drückt mich mit den Worten „Ke Sha, Kabar.“ an sich.

Diese Geste verwirrt mich. Das Verhältnis zu Akna Ron ist bisher immer distanziert gewesen, so kenne ich ihn nicht. Ich kann es noch gar nicht fassen. Doch Akna Ron ist es wirklich, der vor mir steht und mich sanft nach unten drückt. Ich nicke ihm zu und setze mich hin. „Akna Ron, was ist passiert, wo sind die anderen, hast du Kira gesehen, wie geht es Arim, was machen Yria, Frole, Chisa und Ryad....“

Schmunzelnd legt mir Akna Ron seine Pfote auf den Mund. Ich schweige. „Du hast uns nicht vergessen Kabar.“ Der schwarze Anthrowolf nimmt ein paar Züge aus seiner Pfeife. „Unser Dorf liegt näher an dem See. Ein Gewitter, noch stärker als du es in der Chera mi Are miterlebt hast. Der Blitz schlug ins Tatani ein und die Djenn fing Feuer. Die beiden Hütten daneben brannten mit ab.“ er deutete auf die anderen schwarzen Flecke.

Erst langsam wird mir bewusst was er gesagt hatte. „Du warst in der Chera mi Are?“

„Ja Kabar. Ich habe dich beobachtet.“ Leise fügte er hinzu. „Die ganze Zeit war ich bei dir.“

Ich starre ihn fassungslos an. „Du, du warst der schwarze Wolf.“

Der Seelenbeschützer und Geistreisende nickt nur. Es verwundert mich nicht. Ich weiß das Akna Ron in die Vergangenheit sehen und die Bilder der Vergangenheit am Ort des Geschehens sichtbar machen kann. So hatte er damals nachgewiesen das Zoot Voton, vom Clan der Tigra mich töten wollte. Ein leichter Schauer rieselt mir den Rücken herunter. Es war ein unheimliches Gefühl dazusitzen und zu sehen wie man sich selber bewegt, alles aus der Dritte Person Perspektive mitzuerleben was schon geschehen war. Doch ich schweife ab.

„Wir hatten keine Chance das Feuer zu löschen.“ fährt Akna Ron fort. „Wenn ein Tatani abbrennt ist das kein gutes Zeichen. Niemand wollte am Ort des Unglücks bleiben, keiner mehr hier leben. Deswegen sind wir weitergezogen. Nein Kabar, es ist keiner ums Leben gekommen.“

Liest er meine Gedanken? Oder war es nur eine logische Schlussfolgerung, das ich mit einem Todesfall gerechnet habe?

„Wann werde ich die Anderen sehen?“

Akna Ron schüttelt den Kopf. „Wie ungeduldig du bist.“ Wieder zieht er an seiner Pfeife deren Schönheit ich immer wieder bewundere. Der Pfeifenkopf ist aus einem Dyn. Es ist ein blauer Edelstein der von weißen Adern durchzogen ist. Dieser Stein symbolisiert Zanar. Der Pfeifenstiel ist aus Kalabar einem Holz das nicht brennt. Er symbolisiert die Pflanzen die auf Zanar leben. Ein aus Knochen geschnitztes Tier ist über den Pfeifenstiel gezogen. Es symbolisiert die Tiere, die auf Zanar leben. Die beiden Vorderfüße und die beiden Hinterfüße des Tieres umschließen den Pfeifenstiel wie ein Ring. Der Pfeifenstiel ist in der Mitte mit Federn an Schnüren geschmückt.

„Verzeih, ich kann es kaum erwarten die Anderen wieder zu sehen. Wie geht es Kira?“

Akna Ron spürt, das mich diese Frage sehr bewegt. „Es geht ihr gut und sie ist noch allein.“ Wieder bläst er ein paar Rauchringe in Luft. „Wir sollten uns auf den Weg machen.“ sagt der Anthrowolf in die Stille hinein während er seine Pfeife ausklopft und verstaut. „Was machst du mit deinem Fahrzeug?“

„Ich lass es erst mal da wo es ist.“

Wir verlassen das alte Dorf vom Clan der Wolven und folgen dem kleinen Trampelpfad durch den Wald. Nach einer Weile des Wanderns lässt mich ein Heulen zusammenzucken. Es war Akna Ron, der sein Kommen ankündigt.

Ein schlanker rotfelliger Anthrowolf tritt aus dem Schatten eines Baumes. Er begrüßt Akna Ron und starrt mich mit seinen grauen Augen an. Ich erkenne ihn wieder.

„Ke sha, Tashako.“ begrüße ich ihn mit rauer Stimme. Fast hätte sie versagt, meine Stimme.

„Ka-Kabar? Bist du es wirklich?“

„Ja, Tashako, ich bin es wirklich.“ Ich will auf ihn zugehen, doch er wirft seinen Kopf nach hinten und heult laut und langgezogen. Erst dann begrüßt er mich.

Sein Heulen hat andere Mitglieder des Clans zusammengerufen. Ich blicke in viele Augen. Einige davon sind mir nicht so sehr bekannt. Doch der große weiße Wolf, der sich durch die Gruppe bahnt ist mir sehr bekannt. Auch er starrt mich fassungslos an. „Ke Sha, Arim.“ begrüße ich ihn mit geöffneten Armen.

„Ke Sha, Kabar.“ antwortet er und drückt mich fest an sich. „Das ich dich jemals wiedersehe.“ Seine Stimme klingt rau. Dann stößt auch er ein Begrüßungsheulen aus.

Eine kleine zierliche Anthrowölfin sehe ich in der Gruppe. Sie hat braunes Fell. Es ist Iria. Wir begrüßen uns. Arim zieht mich am Arm. Ich folge ihm. Auf dem Weg zum Tatani begegnen wir Frole. Sie hat dunkle braune Augen und ein schönes hell bis silbergraues Fell. Erschrocken sieht sich mich an. „Ich, ich dachte mit Ryad ist was passiert.“

Verwirrt schaue ich Arim an. „Ryad und Chira sind auf der Jagd.“

Das erklärt den verwirrten Blick von Frole.

„Ke Sha, Kabar. Verzeih, ich wollte nicht unhöflich sein.... Ich...“

„Schon gut, Frole. Ich sorg hier grade für Verwirrung. Dann sind Chisa und Ryad gar nicht da.“

Frole schüttelt den Kopf. „Nein, sie sind noch auf der Jagd.“

 

Ich habe mich im Tatani ein wenig eingerichtet, als Frole hereintritt und mir eine Schale mit Mawte anbietet. „Jisi, Frole.“ bedanke ich mich bei ihr. „Wie sehr ich das Getränk vermisst habe.“ Frole lächelt, sofern man bei einem Anthrowolf von einem Lächeln sprechen kann.

Das Tatani ist übrigens die Gemeindehütte. Hier werden Gäste untergebracht. Dafür sind die Nischen. Oder es werden Gespräche mit anderen Clans geführt, Auch bei Gesprächen im eigenen Clan trifft man sich hier.

Ein erneutes Heulen kündigt wohl neue Gäste an. Frole und ich treten aus dem Tatani heraus. Zwei junge Anthrowölfe unterhalten sich gerade mit Arim. Der eine Anthro ist weiblich. Sie hat überwiegend braunes Fell mit grauem gemischt. Ihre linke Hinterpfote ist weiß. Der andere Anthrowolf ist männlich. Sein Fell ist schwarz wie die Nacht bis auf sein Bauchfell. Das ist silbergrau. Beide sind aufgeregt. Als Arim in meine Richtung zeigt starren sie einen kurzen Moment. Dann heult die junge Anthrowölfin auf, fällt auf ihre vier Pfoten und rast los. Direkt auf mich zu. Mit einem grollenden Wuffen stürzt sie sich auf mich. Mein Ausweichmanöver schlägt fehl. Sie erwischt mich und reißt mich zu Boden. Chisa ist noch immer so ungestüm. „Hab dich.“ wufft sie mir ins Ohr. Ryad kann es anscheinend nicht fassen. Er steht da und starrt uns beide verwundert an. Chisa liegt auf meinem Bauch und schleckt mir mein Ohr ab.

Nachdem ich aufstehen konnte begrüße ich Ryad. „Erinnerst du dich noch an mich?“ frage ich ihn. Er nickt und wischt sich mit seiner Pfote über die Schnauze. Eine typische Geste von ihm, wenn er aufgeregt ist. „Kabar.“ sagt er nur und drückt sich an mich. „Jisi Ryad.“

„Wofür?“ unterbricht er mich.

„Für den Dyn, den mir Arim damals gegeben hat.“

„Du trägst ihn immer noch.“

„Assa.“ Es ist schön wieder hier zu sein.

 2-03.htm